Ein Dorf, eine Gemeinschaft, ein stolzes Jubiläum
„Altes bewahren, Neues erfahren“ – unter diesem Leitspruch feiert die
Schützengesellschaft Steinhorst in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum: 175 Jahre nach ihrer offiziellen Gründung im Jahr 1850 blickt der Verein mit Stolz und Dankbarkeit auf eine bewegte Geschichte zurück, die von Tradition, Gemeinschaft und stetigem Wandel geprägt ist. Vom 6. bis 8. Juni wird das mit einem großen
Schützenfest gefeiert.
Den Auftakt macht bereits das Kinderschützenfest am 31. Mai.
Dabei reichen die Wurzeln des Schützenwesens in Steinhorst sogar noch weiter zurück: Bereits 1707 ist in einem Archivbericht aus Gifhorn ein Scheibenschießen in Steinhorst belegt – über 300 Jahre Schießtradition also, die das kulturelle Erbe des Ortes entscheidend mitgeprägt haben.

Ein Verein mit Geschichte – die wichtigsten Etappen im Überblick
Die offizielle Gründung der Schützengesellschaft Steinhorst erfolgte im Jahr 1850 – zu einer Zeit, in der sich vielerorts in Deutschland die ersten Schützenvereine formierten, um neben dem sportlichen Wettbewerb auch die Geselligkeit und das bürgerliche Miteinander zu fördern. Seitdem hat die Schützengesellschaft mit
wenigen Ausnahmen jedes Jahr einen Schützenkönig hervorgebracht. Über 130 Könige zieren inzwischen die Annalen der Vereinsgeschichte.
Seit 1951 wurde dann der Schießstand im „Reihnhorn“ betrieben, der über Jahrzehnte zur Heimat des sportlichen Geschehens wurde. Ein bedeutender Meilenstein in der jüngeren Geschichte des Vereins war das Jahr 1988: Am 29. Oktober 1988 erfolgte die offizielle Eintragung als Verein – und zugleich der Beginn einer neuen Ära. Zwei Jahre danach wurde auch der Bau des modernen Schützenhauses begonnen, das im Spätsommer 1992 feierlich eingeweiht wurde. Genau pünktlich, denn rund ein Jahr zuvor fiel der Schießstand im Reinhorn aus ungeklärter Ursache den Flammen zum Opfer, sodass das Würdenschießen zu
Pfingsten `92 im Rohbau des heutigen Schützenhauses stattfinden musste. Seitdem
dient es als zentraler Treffpunkt für Sport, Vereinsleben und gesellige
Zusammenkünfte.


Mit der Vereinsgründung 1988 änderte sich auch das Erscheinungsbild der Umzüge: Fortan traten auch die Damen in Uniform auf. Und nicht nur das: Auch sportlich zeigen sich die Schützinnen von ihrer starken Seite und haben sich längst ihren Platz in den verschiedenen Disziplinen des Sportschießens erobert.
Die Schützengesellschaft Steinhorst hat sich über die Jahre hinweg kontinuierlich weiterentwickelt – sowohl was das Angebot betrifft als auch im Hinblick auf die Mitgliederstruktur. Heute zählt der Verein über 230 Mitglieder mit einem erfreulich niedrigen Altersdurchschnitt von 42 Jahren. Tradition bewahren bedeutet hier also nicht gleich Stillstand, sondern lebendiges und generationenübergreifendes Weitertragen.

Eine starke Jugend
Besonders stolz ist die Schützengesellschaft auf ihre engagierte Jugendarbeit.
Bereits seit 1953 gibt es eine eigenständige Jungschützenabteilung – im September 2023 konnte das 70 jährige Bestehen der Jungschützen gebührend gefeiert werden.
Der Nachwuchs boomt: Über 70 Kinder und Jugendliche sind heute aktiv dabei – eine Zahl, die für ein eher kleines Dorf wie Steinhorst durchaus bemerkenswert ist.
Auch das Kinderschützenfest hat seinen festen Platz im Festkalender. Einst als dritter Festtag nach dem „großen“ Schützenfest gefeiert, findet es heute als Auftaktveranstaltung eine Woche vorher statt. Bereits im Vorfeld treffen sich die Kinder und Jungschützen zum traditionellen Exerzieren, bevor die Kids dann mit genauso viel Stolz und Freude wie die Erwachsenen um die Kinderkönigswürde kämpfen. In diesem Jahr gibt es auch hier ein kleines Jubiläum: Es ist das 75. Kinderschützenfest seit dem Wiederbeginn nach dem Zweiten Weltkrieg.
Ein Fest mit Musik und Freude
Ein Schützenfest lebt übrigens nicht nur von den Wettbewerben, sondern auch von
der Atmosphäre, der Musik und der Gemeinschaft. Seit 1993 ist die österreichische Kapelle treuer Gast in Steinhorst und sorgt mit ihrer schwungvollen Musik für Stimmung auf dem Festplatz. Der internationale Besuch ist längst zu einem festen Bestandteil des Festes geworden – und unterstreicht, dass Freundschaft und
Verbundenheit keine Grenzen kennen. In diesem Jahr sind die Österreicher aufgrund
eines eigenen Jubiläums nicht dabei. Dafür schnupperte eine Steinhorster Abordnung Mitte Mai österreichische Jubiläumsluft.
Gefeiert wurde lange Zeit im Festsaal des Gasthofs Heine – heute findet das Schützenfest im großen Festzelt im Lachtepark statt. Dort ist jeder herzlich willkommen – nicht nur die Mitglieder der Schützengesellschaft, sondern auch Freunde, Familie und Gäste aus Nah und Fern. Kurzum: alle, die Lust auf
Gemeinschaft, Bier, Musik und gute Laune haben.
Auch musikalisch hat Steinhorst seine ganz eigene Handschrift: Der Fanfarenzug
und der Spielmannszug begleiten traditionell die Ummärsche der Schützen. Damit
auch niemand das Schützenfest verschläft, ist der Wecktrupp bereits in der Früh auf
den Beinen: Seit über 50 Jahren ziehen Mitglieder des Spielmannszuges ab 4 Uhr
morgens durchs Dorf, um mit Trommeln und Getöse den neuen Festtag einzuläuten.

Und wenn in Steinhorst gefeiert wird, dann richtig: Ob beim Ummarsch durchs Dorf, bei dem die Musikzüge den Ton angeben, beim Königsschießen, das stets viele Bewerber anzieht, oder beim feierlichen Anbringen der von Hand gemalten Schützenscheibe am Hausgiebel des neuen Königs – hier verbindet sich Tradition
mit Lebensfreude.
Die Strahlkraft des Vereins geht weit über die Dorfgrenzen hinaus: Bestimmt durch
das Losglück war Steinhorst 2003 Ausrichter des Kreisjungschützenballs. Ein Großereignis, das viele junge Gäste aus dem gesamten Isenhagener Land anzog. Auch zwei Kreisdamentreffen fanden bereits in Steinhorst statt, ebenso wie der Norddeutsche Silhouetten Grand Prix.
Sportliches Angebot für alle Generationen
Neben der Pflege von Tradition und Brauchtum hat sich die Schützengesellschaft
Steinhorst auch sportlich breit aufgestellt. Heute können die Mitglieder in vielfältigen Disziplinen aktiv werden: vom klassischen Kleinkaliber- und Luftgewehrschießen über moderne Licht- und Laserpunktschießen bis hin zu Silhouettenschießen und Bogenschießen ist für jeden etwas dabei. Diese Vielfalt trägt dazu bei, dass sich der Verein zukunftsfähig aufstellt und neue Zielgruppen anspricht – auch über den Schützenfesttermin hinaus.

175 Jahre Schützengesellschaft Steinhorst ist weit mehr als nur eine Zahl. Der
Verein steht für Kontinuität und Wandel zugleich: Er hält an bewährten Traditionen
fest, ohne sich aber dem Neuen zu verschließen. Und gerade das macht die
Gemeinschaft stark. Gestern, heute und in Zukunft.
Wenn also demnächst wieder Trommeln und Fanfaren durchs Dorf hallen, wenn das
Zelt im Lachtepark sich mit Leben füllt und das Schankteam einiges zu tun hat, wenn
Schützenscheiben an die Giebel geschlagen und Königswürden gefeiert werden –
dann ist Steinhorst ganz bei sich. Und dann zeigt sich, dass ein Leitspruch wie „Altes
bewahren, Neues erfahren“ nicht nur Worte sind, sondern gelebte Wirklichkeit.
Verfasserin: Vanessa Deckwer
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