Wenn kleine Dörfer gemeinsam auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken, dann ist das nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern ein Beweis für gelebte Tradition, Zusammenhalt und Heimatgefühl. Es war ein Festwochenende, wie man es nur alle 100 Jahre erlebt – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei schweißtreibenden Temperaturen von über 30 Grad feierte der Schützenverein Lüsche-Räderloh sein großes Jubiläum. Was vor 10 Jahrzehnten begann, wurde nun mit beeindruckendem Einsatz, Emotion und ausgelassener Feierlaune gebührend gewürdigt.

Bereits in der Woche vor dem Fest liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Jungschützen schmückten die Straßen mit Girlanden und frischem Birkenlaub. Die Hauptstraße wurde abgesperrt, um Platz für ein großes Anbaufestzelt neben dem Schützensaal zu schaffen und auch der Saal selbst wurde mit viel Liebe zum Detail hergerichtet, bevor des dann am Wochenende endlich losgehen konnte.
Der offizielle Startschuss fiel am Freitagnachmittag mit dem Abholen der amtierenden Majestäten. Anschließend zog der Schützenzug, begleitet vom Spielmannzug Steinhorst zum Königsessen in den Garten von Schützenkönig Ullrich Oehne. Dort ließ man sich kulinarisch verwöhnen und einige Mitglieder wurden für ihre Dienste im Schützenwesen geehrt und befördert, bevor es zurück nach Lüsche auf den Festsaal zur Jungschützenparty ging. Dort sorgte das DJ-Team „Party Sensation“ für eine ausgelassene Feierstimmung, die besonders die jüngere Generation und ihre eingeladenen Gäste begeisterte. Happy-Hour-Jubiläumsdrinks, eine dicht umlagerte Schießbude und eine volle Tanzfläche zeugten davon, dass das Fest längst nicht nur eine Traditionsveranstaltung ist, sondern auch generationsübergreifend begeistert. Bis spät in die Nacht wurde gefeiert.



Nach einer recht kurzen Nacht traf man sich am Samstagmorgen während des Königsschießens spontan auch zum gemeinsamen Frühstück am Schützenhaus, bevor es mittags zum Antreten und zur mit Spannung erwarteten Königsproklamation kam. Und die hatte es in sich: Neuer Schützenkönig wurde Philippe von Planta – wohnhaft in der Schweiz – der bereits zum vierten Mal diese Würde errang. Damit ist er Rekordkönig des Vereins. Als Butler steht ihm Harald Mundil zur Seite. Kronprinz mit dem zweitbesten Schuss wurde Carsten von Tagen aus Lüsche.
Auch bei den Damen gab es Grund zur Freude: Damenbeste wurde Elise Bokelmann aus Räderloh. Die Jungschützen werden in diesem Jahr von Merle Türschmann aus Lüsche angeführt – ein weiteres starkes Zeichen für weibliche Präsenz im Schützenwesen. Ihr Vater, Jens Türschmann, wurde mit dem Hartwig-Heers-Orden ausgezeichnet. Kinderkönig wurde Mats-Hinnerk Fromhagen aus Räderloh, seine Begleitung die scheidende Kinderkönigin Charlotte Röling, während Nils Falke den humorvollen Fischorden für das (geplante) schlechteste Schießergebnis erhielt.

Ein musikalisches Platzkonzert des Spielmannszugs Hankensbüttel sowie Kaffee und Kuchen leiteten den Nachmittag ein, bevor die vielen Gastvereine eintrafen. Über 200 Meter maß der imposante Festumzug, der vom Musikzug und Spielmannzug aus Hankensbüttel begleitet wurde. Nach dem Ummarsch durch das Dorf folgte der große Kommers auf dem Festsaal mit zahlreichen Reden.

Samtgemeindebürgermeister Henning Evers richtete ebenso wie die CDU-Landtagsabgeordnete Lena-Sophie Laue persönliche Worte an den Verein. Auch Philip Trunkwalter überbrachte Grüße von der Gemeinde Steinhorst. In einer besonders bewegenden Gedenkrede erinnerte der 1. Vorsitzende Alexander Zergiebel an den kürzlich verstorbenen Landrat Tobias Heilmann. Vertreter der Gastvereine sowie Sven Henneicke vom Niedersächsischen Sportschützenverband (NSSV) gratulierten zum Jubiläum und den neuen Würdenträgern.
Die Ehrentänze des neuen Königshauses leiteten einen weiteren ausgelassenen Festabend ein, bei dem die Band „Up to Date“ den Saal zum Beben brachte – getanzt und gefeiert wurde bis tief in die Nacht.
Am Sonntagmorgen machten sich die etwas dezimierten und müden Schützen auf nach Räderloh, um die Scheiben der Damenbesten und des Kinderkönigs an den Hausgiebeln anzubringen. Begleitet wurde der Tross nicht nur vom Spielmannszug Steinhorst, sondern auch von einem Kamerateam des NDR, das im Rahmen der Sendung „Hallo Niedersachsen“ eine Reportage über Schützenfeste drehte. Der genaue Sendetermin steht noch aus.

Bei der Damenbesten auf dem Hof Bokelmann wurde neben der Scheibe zudem auch der „Oranje-Pokal“ vergeben – eine Reminiszenz an die niederländischen Wurzeln von Elise Bokelmann. Jedes Jahr zum Schützenfest reisen nämlich schon traditionell viele Freunde und Verwandte aus den Niederlanden an, inzwischen sogar in der 2. Generation. Geschossen wurde bereits am Freitagabend an der Schießbude auf „laufende Keiler“. Im spannenden Stechen setzte sich der Niederländer Gustav gegen 23 weitere Schützen durch.


Die Jungschützenscheibe wurde anschließend zu Merle Türschmann nach Lüsche gebracht, bevor sich alle zum großen Jubiläumsfoto unter den Eichen am Schützenhaus versammelten.

Für eine besondere Überraschung sorgte der Auftritt von Uwe Tietje und seinen „4fun“-Musikern beim anschließenden Katerfrühstück – sie standen erstmals seit 15 Jahren wieder gemeinsam auf der Bühne und wurden mit Standing Ovations gefeiert. Im Rahmen des Frühstücks wurde auch das scheidende Königshaus und weitere Mitglieder geehrt, der langjährige Oberst Jürgen Domeyer erhielt zudem für seine Verdienste die silberne Präsidentennadel. Finanzchefin Nicole Zergiebel bedankte sich ausdrücklich für die zahlreiche und große Spendenbereitschaft.


Schriftführer David Rath präsentierte mit einer eindrucksvollen PowerPoint-Präsentation die 100-jährige Geschichte des Vereins – mit vielen Fotos, Geschichten und lustigen Momenten. Mit kleinen Quizfragen testete er das Vereinswissen der Anwesenden. Anschließend vergnügten sich die Kleinsten beim Kindertanzen, auf der Hüpfburg oder beim Kinderschminken. Die Jungschützen kühlten sich währenddessen bei über 30 Grad in bunten Badehosen im Planschbecken ab.
Die Königsscheibe von Philippe von Planta wurde – mangels Marschiermöglichkeit bis in die Schweiz – symbolisch an den Giebel des Schützenhauses in Lüsche angebracht. Er und seine Frau Anneliese laden dann demnächst herzlichst zum „richtigen“ Scheibenannageln in die Schweiz ein.


Mit einem gemütlichen Ausklang ging ein bewegendes, fröhliches, festliches und sehr heißes Jubiläumswochenende zu Ende. Der 1. Vorsitzende Alexander Zergiebel, sein Stellvertreter Kai Dennis Engler und Oberst Jürgen Domeyer sprachen allen Helferinnen und Helfern, Organisatoren, Musikern, Feuerwehrleuten, Gästen und Vereinsmitgliedern ihren tief empfundenen Dank aus.
100 Jahre Schützenverein Lüsche-Räderloh – ein Fest, das in Erinnerung bleibt.
Fotos und Bericht: Vanessa Deckwer
Danke Hansi für deine Unterstützung beim Jubiläumsfoto! Dieses und alle anderen sind in der Fotogalerie zu finden. Viel Spaß beim Stöbern. 😀