100 Jahre Schützenverein Lüsche-Räderloh

Ein Jahrhundert im Zeichen von Tradition, Gemeinschaft und Schützengeist

Viele kleinere Jubiläen hat man in Lüsche und Räderloh bereits gefeiert – doch wohl keines ist so besonders wie das erste dreistellige: 100 Jahre Schützenverein Lüsche-Räderloh! Mit diesen Worten lässt sich das diesjährige Jubiläum treffend beschreiben – denn was 1925 begann, hat sich über ein ganzes Jahrhundert hinweg zu einem festen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens der kleinen Dörfer entwickelt.

Vom 20. bis 22. Juni 2025 feiert der Verein dieses ganz besondere Ereignis mit einem großen Jubiläumsschützenfest. Doch bevor es soweit ist, lohnt sich ein Blick zurück auf 100 Jahre Vereinsgeschichte, die von Pioniergeist, Zusammenhalt und stetigem Wandel geprägt sind:

Gegründet wurde der Verein am 4. September 1925. Schon im Gründungsjahr errichtete man auf dem Grundstück des damaligen Vereinswirts Wilhelm Hamburg in Lüsche einen freien Schießstand mit einem beachtlichen Scheibenabstand von 100 Metern. Der erste Schützenkönig war der Auermühler Heinrich Jung, sein Kronprinz Otto Moch.

Nur wenige Jahre später – 1928 – sorgte ein weiteres Gründungsmitglied für ein bis heute sichtbares Zeichen: Senator Fritz Beindorff, damals amtierender Schützenkönig, stiftete dem Verein eine Fahne. Diese Fahne begleitet den Verein als Stück lebendiger Geschichte bis heute bei Festen und Ausmärschen in Lüsche, Räderloh, Auermühle und Umgebung.

Zwischen 1940 und 1950 ruhte das Vereinsleben aufgrund des Zweiten Weltkrieges, wie bei so vielen Schützenvereinen in Deutschland. Erst 1951 wurde das Schützenfest wieder aufgenommen, damals aber noch am letzten Juliwochenende gefeiert. Heute hat sich der Termin verändert: Das Fest findet inzwischen zwei Wochen nach Pfingsten und damit auch nach dem Schützenfest der Nachbarn aus Steinhorst statt.

Ein bedeutender Meilenstein war das Jahr 1969, als der Verein seinen heutigen Schießstand mit 50-m-Schießkanal und drei Seilzuganlagen bezog. Der etwas gefährliche Job des „Scheibenguckers“ konnte damit vollständig aufgegeben und über das offene Feld musste somit auch nicht mehr geschossen werden. Das heutige Schützenhaus selbst konnte 1993 dann in Eigenregie fertiggestellt und bezogen werden.

Foto: Privat. Bau Schützenhaus in Lüsche 1993

Ein Verein für alle Generationen

Foto: Privat. 75 jähriges Vereinsjubiläum 2000.

Seit 1957 gibt es im Verein auch einen Jungschützenkönig, 1977 wurde dann ein eigenständiger Jungschützenzug offiziell gegründet. Zwar gab es zwischenzeitlich eine Phase mit geringerer Beteiligung, doch heute zählt die Jugendabteilung stolz wieder über 30 aktive Jungschützen und Jungschützinnen. Das 50-jährige Jubiläum soll dann 2027 gebührend gefeiert werden.

Doch auch die Kleinsten und die Damen kommen nicht zu kurz, denn der Schützengeist wird hier früh und für alle gelebt und gefördert: Seit 1979 gibt es in Lüsche-Räderloh einen eigenen Kinderkönig (übrigens der derzeit amtierende Schützenkönig Ullrich Oehne), seit 1973 schießen die Damen separat ihre beste Schützin aus.

Aber nicht nur Höhepunkte gehören zur 100-jährigen Geschichte des Schützenvereins Lüsche-Räderloh, auch Rückschläge und Wendepunkte prägten den Weg. Ein solcher Moment war das Jahr 2013, das vielen als „schwarzes Jahr“ im Gedächtnis geblieben ist: Erstmals in der Vereinsgeschichte konnte kein Schützenkönig proklamiert werden. Niemand hatte einen Schuss auf die große Hauptscheibe abgegeben. Doch die Folge war weitreichend und zukunftsorientiert:

Die Schützenordnung wurde überarbeitet und geändert, und seitdem dürfen auch Frauen auf die Königswürde schießen. Nur zwei Jahre später errang dann Rosemarie Lutz als erste Frau die Würde der Schützenkönigin und konnte dann auch den besten Schuss auf die Samtgemeindekönigsscheibe abgeben.

Besondere Momente und gelebte Gemeinschaft

Zur Jahrtausendwende hatte der Verein Losglück: Im kleinen Auermühle wurde der große Kreisjungschützenball ausgerichtet, ein Highlight für die Jugend im gesamten Isenhagener Land. Der kurzzeitige Stromausfall tat der guten Stimmung damals übrigens keinen Abbruch.

Auch 1994 bleibt unvergessen: Kurz nach Bezug des neuen Schützenhauses konnte bei der feierlichen Proklamation das letzte noch lebende Gründungsmitglied, Albert Dörrheide, geehrt werden. Im stolzen Alter von 88 Jahren gab Dörrheide den besten Schuss auf die Königsscheibe ab.

Seit 1929 wird das Schützenfest des Vereins traditionell auf dem Festsaal in Lüsche gefeiert. Einige Jahren musste man jedoch auf ein Festzelt vor dem Schützenhaus ausweichen – der Saal diente zwischenzeitlich als Heulager und stand für Feierlichkeiten nicht zur Verfügung. Inzwischen ist der Saal aber wieder fester Bestandteil des Festwochenendes und verleiht dem Schützenfest seinen ursprünglichen, vertrauten Charakter zurück.

Ausblick aufs Jubiläumsfest 2025 – ein ganzes Dorf feiert

Das große Jubiläumsfest soll in diesem Jahr besonders festlich begangen werden:

Am Freitagabend wird die Jungschützenparty für ausgelassene Stimmung sorgen. Mit Happy Hour und eigens zusammengestellten Jubiläums-Drinks lädt der Abend vor allem die junge Generation und Freunde aus der ganzen Region zum Feiern ein. Das DJ-Team “Partysensation” legt dafür die Klassiker aus mehreren Jahrzenten Musikgeschichte auf – mit jeweils passenden Jubiläums-Drinks von der Theke.

Der Samstag steht dann ganz im Zeichen des Höhepunkts des Festwochenendes: Nach der Proklamation der neuen Würdenträger wird beim großen Jubiläumsschützenball die Live-Band „Up to Date“ den Saal zum Beben bringen – mitreißende Musik, Tanz und viele unvergessliche Momente sind da wohl garantiert. Ein großer Andrang beim Ausschießen der Königswürden wird erwartet.

Den würdigen Abschluss bildet der Sonntag, an dem die neuen Majestäten geehrt und ihre Königsscheiben traditionell an den jeweiligen Hausgiebeln angenagelt werden – wie es seit nunmehr 100 Jahren Brauch ist. So klingt das Festwochenende in echter Schützentradition aus – festlich, herzlich und mit dem Blick auf ein neues Jahrhundert Vereinsgeschichte.

Was 1925 begann, ist heute aktueller denn je: Der Schützenverein Lüsche-Räderloh verbindet Generationen und drei kleine Dörfer, steht für gelebte Dorfgemeinschaft und vereint in seinem Jubiläum Tradition mit neuen Ideen. Das 100-jährige Bestehen ist nicht nur ein Grund zu feiern, sondern auch ein Zeichen für die Zukunft – denn wenn ein Verein über ein Jahrhundert hinweg Menschen bewegt, dann ist das weit mehr als Brauchtum. Dann ist es Heimat.

Die Daten sind auch nachzulesen im Artikel „Schützenwesen in Steinhorst, Lüsche, Räderloh, Auermühle“, basierend au der Zusammenschrift von Karsten Singer, 1989.

Bericht von Vanessa Deckwer

Lüscher*innen und Räderloher*innen aufgepasst! Außerdem arbeitet Friederike Pelzer derzeit an einer umfassenden Dorfchronik:

Liebe Lüscher und Räderloher -/innen

für die Erstellung einer umfassenden Dorfchronik über Lüsche – Räderloh bin ich derzeit auf der Suche nach alten oder historischen Fotografien, die das Leben, die Menschen, Feste, Gebäude oder besondere Ereignisse im Dorf zeigen. Falls Ihr solche Bilder besitz – sei es aus privaten Alben, von früheren Festen, landwirtschaftlichen Arbeiten, Schulklassen oder besonderen Momenten – würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr mir diese kurz zur Verfügung stellen könntet. Ich möchte die Fotos selbstverständlich nur abfotografieren bzw. einscannen und gebe Euch die Originale umgehend unversehrt zurück.

Ziel ist es, die Geschichte unser schönen Dorfer für kommende Generationen lebendig zu bewahren und sichtbar zu machen – und dafür sind Eure Erinnerungen und Schätze von unschätzbarem Wert.

Wenn Ihr etwas beitragen könnt oder Fragen habt, meldet euch gern bei mir:

Friederike Pelzer
0171 1223119

Ich danke Euch herzlich für Eure Unterstützung und freue mich auf spannende Entdeckungen!

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