Das Wappen der Gemeinde erzählt

Steinhorster Wappen

Bei „unserem“ Wappen handelt es sich um ein sogenanntes „REDENDES Wappen“, das heißt, die bildliche Darstellung erzählt uns etwas über die Gemeinde, berichtet über Vergangenes und Heutiges in unserem Ortsgeschehen.


Lassen wir zuerst das Wappen selber über sich in der Beschreibung und Deutung aussagen:

Das Wappen wird durch ein silbernes Wellenband waagerecht in zwei Felder geteilt: oben grün, unten rot. Das obere Feld zeigt einen silbernen Pferdekopf mit HaIs im Linksprofil, eingerahmt von einer goldenen, waagerecht Iiegenden Roggenähre, verbunden mit einem aufrecht stehenden Eichenblatt mit Eichel. Im unteren Teil finden wir ein halbiertes silbernes Wassermühlenrad.
Das Wellenband weist auf die Lachte hin, die das Gemeindegebiet durch.fließt und mehrere Wassermühlen betrieben hat. Die vier Speichen des halben Wassermühlenrades im unteren Feld verkörpern die vier Orte Steinhorst, Räderloh, Lüsche und Auermühle. Der Pferdekopf oben versinnbildlicht die Pferdezucht. Das Eichenblatt deutet auf den großen Wald- und Eichenbestand hin, die Roggenähre auf die Landwirtschaft. Farbe Grün der oberen Felder: Land- und Forstwirtschaft. Farbe Rot : Heidegebiet.


Diese sachlich nüchterne Aussage will aber noch ergänzt und untermauert werden. Die Lachte als silbernes Band symbolisiert den Bach als wichtigste Grundlage der Ortsansiedlungen von Urzeit her. Dr. Wesche deutet die Endung -horst auf ein Rodedorf, welches von den –ingen Dörfern Oesingen und Eldingen ausgehend durch Rodung der Lachtewälder seinen Ursprung hat. Zu allen Zeiten hat auch hier das Wasser als Lebensgrundlage eine entscheidende Rolle gespielt. Die Lachte zählt auch heute noch zu den relativ reinsten Heidebächen, deshalb drückt auch das Wellenband die Mahnung aus: Erhaltet dieses Gewässer und sorgt dafür, dass es rein und klar bleibt!
Das Wassermühlenrad will uns in Erinnerung rufen, dass schon sehr früh von der Lachte getriebene Mühlen mithalfen, für das Brot als weitere Lebensgrundlage zu sorgen. Heute wird kein Korn mehr in der Steinhorster Mühle gemahlen. Das Staurecht besteht noch, auch ist noch ein Teil der alten Einrichtung vorhanden. Die Auermühle ist 1489 erstmals als Mühlenstandort „Mouveremole“ erwähnt. Der Mouwermüller (Auermüller) hatte mit seiner Mühle bis Ende des 19. Jahrhunderts für die umliegenden Orte eine große Bedeutung. Noch heute sind sternförmig auf Auermühle zulaufende Wege und Straßen erkennbar, die mit Pferd und Wagen dorthin benutzt wurden.1910 wurde die Mühle in ein kleines E-Werk für den Hof umgewandelt.

Mit den vier Speichen des Mühlrades will das Wappen die Zusammengehörigkeit der Orte Steinhorst, Räderloh und Lüsche mit Auermühle zum Ausdruck bringen. Im Gegensatz zu vielen in letzter Zeit neu zusammengeschlossenen Gebietskörperschaften sind diese Orte schon immer zusammen gewesen, haben durch das „Kirchspiel“ zusammen.gehalten, organisch gewachsen und haben bis zum heutigen Tag politisch und wirtschaftlich eine Einheit dargestellt. Diese Einheit zu erhalten, sie auch weiterhin mit Leben zu erfüllen, für die in dieser „Gemeinde“ lebenden Menschen zu sorgen, ist der Auftrag, den uns das Wappen symbolisch zuruft.

Untrennbar mit dem Menschen ist das Tier auch als Lebensgrundlage verbunden. Der Pferdekopf soll uns nicht nur erinnern, dass hier Pferdezucht eine große Bedeutung hatte, (Steinhorst war lange Jahre Deckstation des Celler Landgestüts, ebenso hatte der Reitverein eine überregionale Bedeutung), sondern das Verhältnis Mensch zum Tier, angefangen von Immen, Schafen, Kleintieren bis hin zu intensiver Rinderhaltung findet im Wappen bildlichen Ausdruck. Auch mit dieser Darstellung mahnt uns das Wappen symbolisch: Ehrt mir die Tiere, die Pflanzen (Eichenblatt), die Umwelt !

„Der Jafel ist die Krone aller Holzungen im ganzen Amte Gifhorn“, so heißt es in der alten Beschreibung von Hallens. Gerühmt werden dann die „schönsten Fuhren und einige Tannen, auch hin und wieder mit guten Eichen und Buchen bestanden“. Auch Räderloh und Lüsche können dieses Lob mit ihren hervorragend gepflegten Waldbeständen voll in Anspruch nehmen. Dem Wanderer und Erholungsuchenden wird hier eine Landschaft geboten, die dazu beitragen kann, die Verkrampfungen im Menschen, hervorgerufen durch die Hektik unserer Zeit, durch die Stille der Natur abzubauen, den Menschen wieder freier werden zu lassen. Das Eichenlaub im Wappen verpflichtet und wirbt zugleich.

Obwohl die Landwirtschaft nur noch für wenige Vollerwerbsbetriebe Lebensgrundlage darstellt ist die landwirtschaftliche Nutzung eines Großteils der Gemeindefläche, welche immerhin 57 qkm beträgt, noch heute von landschaftsprägender Wichtigkeit. Die Roggenähre weist in goldener Farbe darauf hin und unterstreicht ihre Bedeutung. Wenn auch seit dem Rückgang der Schnuckenhaltung die Heide immer mehr dem Baumbestand weichen musste, so gibt es doch noch kleine Heideflächen in unserer Feldmark, die zu erhalten es sich lohnt. Das Rot im Wappen gibt uns hier einen ständigen Hinweis.

Wer Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, der kann vieles wahrnehmen, was uns das Steinhorster Wappen zu sagen hat. Dies ist sicher nicht alles, lasst das Wenige uns zu Herzen nehmen.

Dieter Bieber

Quelle: Aufsatz von Ernst Güß

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