Der letzte Schulmeister in Räderloh – Das Wirken von Albert Lahmann – Teil 1

Alte Schule 2022 Foto Hans-Hartmuth Müller

Albert Lahmann, Hobby-Gärtner, passionierter Imker und leidenschaftlicher Teichfischer, unterrichtet von 1934 bis 1965 an der einklassigen Volksschule in Räderloh, bis 1967 in Lüsche.
Als Volksschullehrer unterrichtete er ca. 30 Schüler in 8 Jahrgängen in einem Klassenraum.
Dabei bewies er mit seiner umfangreichen Fachkompetenz „schulmeisterhaftes“ Organisations- und Koordinierungsgeschick. Neben seiner geachteten Lehrtätigkeit stellte er dieses auch außerschulisch unter praktischen Beweis.
Als Visionär erkannte er gegenwärtige Erfordernisse der Zeit und setzte sie in die Tat um.

Foto von Ilse-Dore Röling

Das Foto entstand etwa um1900 vor dem Schulgebäude in Räderloh. Als Lehrer wird Gustav Riebe angegeben, der dort in der Zeit von 1904 bis 1908 angestellt war. Oder es war Lehrer Heinrich Ebeling der in der Zeit von 1895 bis 1903 unterrichtete. In der oberen Reihe sind u.a.: Heinrich Harms, Hermann Rodewald. Die Reihe darunter: Alwine Blecker? geb. Kiemann, Heini Winkelmann, Frida Misselhorn geb. Rodewald, Auguste Zergiebel? Nächste Reihe: Frieda Leuper geb. Heers, Helene Harms, Emma Korte geb. Lilje, Elli Watermann geb. Bokelmann, Frida Harms geb. Hamburg. Untere Reihe : Heinrich Kiemann, Heinrich Lilje.

In geselligen Skatrunden warb er fröhlich, unterhaltsam und diplomatisch für seine gewichtigen Pläne und Projekte.

Von den bedeutendsten soll hier die Rede sein:
Sein erstes Vorhaben schaffte einen ganz besonderen Naturkunde erweiterten Bereich, einen Schulgarten. Schon früh sollten die Schüler unter fachmännischer Anleitung Basiswissen über Pflanzen -und Bodenkunde selbsttätig erfahren.

Bereits 1936, nach seinem Klassenraumneubau, richtete der weitsichtige Lehrer einen viertel Morgen großen Schulgarten an.

Foto Hans-Hartmuth Müller


Zu diesem befanden sich 33 Beete, von einer Größe von 2x4m, je einen Stachelbeer -oder Johannisbeerbusch. Eigenverantwortlich bearbeitete und pflegte ein Kind „sein“ Beet. Stolz erntete es seine eigenen Früchte. Inmitten schmückte ein Blumenrondell mit Buchsbaumhecke das Areal. Rosenecken erfreuten die Betrachter. Ein Versuchsbeet für Pflanz-, Säe – und Bearbeitungsversuchen brachte staunenswerte Ergebnisse und ein botanisches Kräuterbeet erweiterte spezielle Kenntnisse.

Die Nordseite begrenzten Haselnusssträucher, die Südseite Himbeerstrauchreihen und mehrere Zwetschgenbäume.
Wachsen und Gedeihen ist vom Klima abhängig, darum war auch die täglich Wetterbeobachtung, im Auftrag des Wetteramtes, eine verbindliche Schüleraufgabe. Sonnenstand, Niederschlag, Wind und besondere Naturereignisse wurden listenmäßig erfasst, natürlich auch die Temperatur.

Der Westseite vorgelagert befand sich eine Dreikammer-Kompostgrube, Beton gestampft. Anschaulich vermittelte dieser Bereich unter Mitwirkung von Regenwürmern und Mikroorganismen den Verrottungsprozess von Pflanzen zu Kompost, den besten bodenverbessernden Naturdünger, neben Viehmist.

Diesen lieferte der Lehrer aus eigener Tierhaltung. Schweine, Schafe, Hühner, Gänse, Enten und Tauben versorgten auch seinen viertel Morgen großen Gemüsegarten mit. Im 1/2 Mrg. großen Schulobstgarten nebenan, erfuhren die Schüler weitere fundamentales Naturwissen.
An über 40 Apfel -, Birnen- und Pflaumenbäume lernten sie auch Baumausschnitt, Okulieren, außerdem Bestäubungs- und Befruchtungsvorgänge durch Insekten für erfolgversprechende Erträge.
Dafür sorgten die fleißigen Bienen des Lehrers, eines passionierten Imkers mit 30 Standvölkern.

Alle geschilderten Fakten hatten den ernährungswirtschaftlichen Hintergrund dieser Zeit.
Jede Familie auf dem Lande war ja auf Selbstversorgung angewiesen. Auch sie bestimmte das Leben des Lehrers während seiner gesamten Amtszeit.
Doch das ist ein anderes Thema.

Verfasser: Ulrich Lahmann – Wahrenholz , Sohn von Albert Lahmann ,
niedergeschrieben im Januar 2022 zur Veröffentlichung
auf dem Steinhorster Blog.

Hans-Hartmuth Müller Feb. 2022

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