Die Nachrichten sind voll damit und immer wieder wird davor gewarnt: Wenn eine unbekannte Nummer anruft und sich als ein geliebter Mensch in einer Notsituation ausgibt, der dringend Geld benötigt, dann legst du schleunigst wieder auf und machst Meldung. Die Rede ist vom altbekannten „Enkeltrick“, bei dem Betrüger unwissende, meist ältere Bürger*innen anrufen und diese mit einem ausgefeilten Lügenmärchen um ihr Geld erleichtern wollen.
Doch was ist, wenn die Vorgehensweise diesmal eine andere ist und nicht der vorgebliche Enkel anruft, sondern ein „Kommissar“, der an das soziale Engagement appelliert und um Mithilfe bittet, eine gemeine Betrügerbande zu überführen? Dem hört man dann doch erstmal zu. Und wenn der dann auch noch gut reden kann, nette Worte gebraucht, engagiert und vor allem informiert klingt, dann hört man dem auch noch weiter zu. Und wenn er schließlich freundlich um Mithilfe bittet, dann ist man auch gerne bereit zu helfen.
So ist es einer älteren Dame aus der Gemeinde Steinhorst ergangen. Am Mittwoch habe sie von einem angeblichen Kommissar, der für die Gemeinde Steinhorst und Umgebung zuständig sei, einen Anruf erhalten, dass ihr Name in Verbindung mit einem Raubüberfall gefallen sei und man nun davon ausgehe, dass ihr Heim das nächste Ziel der Räuber sein würde. Ob ihr denn in letzter Zeit etwas Verdächtiges aufgefallen sei, ihr Haus stünde nämlich unter Beobachtung? Zwei „Ganoven“ hätten mit moderner Technik das Grundstück ausspioniert und die Kontoverbindungen ihrer nächsten Opfer von einem Maulwurf in der Bank zugespielt bekommen. Man wäre ganz nah dran, die Bande zu fassen und dabei sowohl die Räuber als auch den Mitarbeiter der Bank zu überführen. Dafür holte die Dame tagsdarauf unter Anweisung des Anrufers einen fünfstelligen Betrag in Bar von der Bank, welchen sie in einem Briefumschlag für den netten Kommissar vor ihre Tür legte. Er würde das Geld auf Fingerabdrücke überprüfen und ihr anschließend wieder überreichen, die Polizei sei vor Ort und der Zugriff auf die Betrügerbande inklusive des Maulwurfs in der Bank würde dann alsbald erfolgen. „Der Mann war nett und wortgewandt. Redete zwar ziemlich schnell und klang zwischenzeitlich etwas aufgeregt, aber seine Informationen über mich und mein Umfeld waren soweit passend, seine Anweisungen klangen für mich klar und professionell formuliert. Ich dachte wirklich, ich helfe einen Kriminalfall abzuschließen.“
Erst als das Geld zum verabredeten Zeitpunkt nicht wieder auf der Türschwelle auftauchte, sei der Dame klar geworden, dass „Olaf Schneider“ kein richtiger Kommissar gewesen und sie in einen riesigen Betrugsfall geraten war. Daraufhin kontaktierte sie sofort die Polizei. „Beim ersten Anruf fand ich das noch alles recht witzig und aufregend. Er sprach immer wieder von bewaffneten Ganoven, ich solle aber keine Angst haben, weil man natürlich für meine Sicherheit gesorgt habe. Wir plauderten nett, er erzählte von seiner lieben Mutter und schuf so eine Atmosphäre, in der ich mich gut aufgehoben fühlte. Im Nachhinein betrachtet hatte seine Geschichte einige Haken und Kanten, aber während der Telefonate kamen mir böse Absichten gar nicht in den Sinn. Immerhin wusste er ja auch einiges über mich und meine Umgebung.“
Mit ihrer Geschichte wolle sie die Leute sensibilisieren; eine Warnung aussprechen und darauf aufmerksam machen, dass die Masche der Betrüger auch eine andere als der „klassische Enkeltrick“ sein kann. Wie aus einer guten Absicht ein teurer Fehler wurde.
Bericht: Vanessa Deckwer