mein Name ist Wolfried Wolf. Ich bin ein Grauhund, der Urvater aller Haushunde. Deshalb sehe ich auch einem großen Schäferhund sehr ähnlich. Mit bis zu 90cm und rund 50kg, bin ich aber eher größer als ein Hund. Trotzdem kann es passieren, dass du nicht nur meinen Anblick mit einem Hund verwechselst. Auch meine Spuren können dich täuschen. Meine Abdrücke können bis 12x11cm groß sein, aber das schafft ein großer Hund auch. Ich brauche meine langen, kräftigen Beine und großen Pfoten, da ich ein Langstreckenläufer bin. Jede Nacht gehe ich etwa 40km und mehr in meinem Revier auf Streife. Da ich meine Energie gut einteilen muss bewege ich mich am liebsten auf euren Wegen. Hier kannst du auch meine Spuren finden. Ich laufe in der Regel im Trab geradeaus, das fällt mir am einfachsten. Dann sind die Abdrücke „geschnürt“ wie bei einem Fuchs. Außerdem markiere ich mein Revier mit
großen duftenden Kothaufen, das können Wölfe 2km weit riechen. Die enthalten besonders viele Haare und einige Knochenstücke, denn am liebsten fresse ich Rehwild, aber natürlich auch kleine Wildschweine, Rotwild und andere Kleinsäuger. Eigentlich einfach das, was da ist und ich erjagen kann. Deshalb kann es passieren, dass mir auch mal ein Weidetier schmeckt. In der Regel gehe ich mit meinem Rudel auf die Jagd. Wir pirschen uns an und stellen sie. Oder wir hetzen sie, bis wir sie leichter erlegen können. Auf der Jagd können wir schon mal 65km/h schnell laufen und halten das auch eine Stunde lang durch. Das müssen wir machen, um uns selbst zu schützen, denn ein Rotwild z.B. kann uns ganz schön gefährlich werden. Gemeinsam mit meiner Wölfin habe ich ein Rudel gegründet. Wir selbst halten uns auf der Jagd zurück, um nicht verletzt oder getötet zu werden. Wir beide sind die einzigen, die Welpen
bekommen. Die älteren Kinder passen immer auf die Kleinsten auf, während wir mit den Größeren auf Pirsch oder Jagd sind. Wenn sie dann 2-3 Jahre alt werden müssen sie ausziehen und ein eigenes Rudel gründen. Während wir zusammenwohnen, verständigen wir uns mit Heulen. Das stärkt unseren Zusammenhalt und andere Wölfe können über 9km weit hören, dass das hier unser Revier ist. Ich könnte dir noch so viel über mich erzählen, aber nun muss ich mich wieder um mein Rudel kümmern. Bis bald im Wald!
Dein,
Wolfried Wolf
PS.: Übrigens, eigentlich habe ich kein Interesse an euch Menschen und ich werde mich dir eher nicht zeigen. Solltest du mir doch zufällig mal begegnen, sei einfach ganz laut (vielleicht mit Hilfe einer Trillerpfeife), mach dich groß, zieh dich langsam zurück und wirf irgendwas nach mir. Nur bitte kein Essen, sonst verstehe ich das vielleicht doch als Einladung zu dir zu kommen.
(Verfasser: Verena Roth, Kindheitspädagogin (MA), zertifizierte Naturmentorin, Juli 2024)
