Hallo,
mein Name ist Wilko Wilde Möhre. Ein wirklich königlicher Name. Das passt, schließlich erinnere ich euch Menschen mit meinen feinen weißen Blütendolden an zarte Spitzendeckchen. Deshalb nennt ihr mich auch „Spitzen der Königin Anna“ (zumindest in England). Der Überlieferung nach hat sich Königin Anna mit einer Nadel gestochen. Etwas Blut tropfte auf die Mitte meiner Dolde. So kam ich zu meinem Namen, denn bis heute kannst du in vielen meiner Blütendolden eine einzige dunkle Blüte entdecken. Man nennt sie auch „Mohrenblüte“. Hast du sie schonmal entdeckt? Oder dachtest du es sitzt ein kleiner Käfer auf mir? Dann hat sie genau die richtige Wirkung erzielt. Sie soll nämlich andere Insekten anlocken, weil diese denken „wo einer sitzt, da muss es was Gutes geben“. Ein sicheres Bestimmungsmittel ist sie aber nicht, da sie nicht immer vorkommt.
Bei Feuchtigkeit oder zur Fruchtreife krümmt
sich mein Netz aus feinen Hüllblättern zusammen. Das sieht dann aus wie kleine Vogelnester, weshalb ich auch „Vogelnest“ genannt werde. Ich bin übrigens die Mutter aller Karotten, da ich mit der Riesenmöhre und der Schwarzmöhre gekreuzt wurde. Auch meine Wurzeln sind wie Möhren, nur weiß, aber ebenfalls essbar. Daher werde ich auch „Rüebli“ genannt. Wie ich allerdings zu dem Namen „Kälberscheiß“ gekommen bin, wüsste ich ja auch mal gerne. Manchmal habt ihr Menschen schon seltsame Ideen.
Meine Blätter sind fein fiederspaltig und eine exzellente
Nahrungsquelle für die Raupen des Schwalbenschwanzes. Er verpuppt sich schließlich an meinem Stiel. Also lass mich bitte lange in deinem Garten stehen, auch wenn ich schon verblüht sein sollte. Jetzt bis in den September kannst du aber meine Blüten noch bestaunen. Du findest mich an vielen Wegesrändern. Ich liebe kalkreiche und trockene Böden. Also nichts wie raus mit dir. Geh mal auf die Suche nach mir!
Bis bald!
Dein,
Wilko Wilde Möhre
PS.: Übrigens, habe ich aphrodisierende und empfängnisverhütende Eigenschaften. Obwohl ich vorzüglich in der wilden Küche oder als Heilpflanze verwendbar bin, solltest du in der Schwangerschaft unbedingt von mir lassen, da ich menstruationsanregend wirken kann. Und bevor du mich sammelst, achte unbedingt auf meine giftigen Doppelgänger: z.B. den gefleckten Schierling!
(Verfasser: Verena Roth, Kindheitspädagogin (MA), zertifizierte Naturmentorin, September 2024)