Älter als gedacht: Verboten, aber nicht vergessen

Und nun verstaubte der gestiftete Pokal im Gifhorner Rathaus, bis ihn irgendwann jemand als Relikt aus vergangenen Zeiten wiederentdeckte?

Nicht ganz. Doch das gute Stück dürfte, wenn es nicht gut verpackt war, eine ordentliche Staubschicht angesetzt haben, als am 30. September 1741 das langjährige Schießverbot aufgehoben wurde. Es war niemand Geringerer als Georg II., König von Großbritannien und Kurfürst von Hannover, der das Verbot letztendlich aufhob1 – nach mehr als drei Jahrzehnten, in denen immer wieder Anträge auf Wiederzulassung gestellt wurden. Doch bis dahin blieb jede Bitte erfolglos...

Erlass Wiederzulassung, 30. September 1741, Kopie 2

Wir schreiben das Jahr 1732. Genau 24 Jahre nach Erlass dieses Verbots hätten die „Königlich Großbritannisch zur Churfürstlich Braunschweig-Lüneburgischen Regierung verordneten Geheimbten Räthe“ zu Hannover plötzlich Interesse am Scheibenschießen gezeigt – allerdings wahrscheinlich nicht aus nostalgischen Gründen, sondern wohl eher aus wirtschaftlichem Kalkül. Am 10. November 1732 hätten sie demnach einen Bericht angefordert, um in Erfahrung zu bringen, was mit den Geldern geschehen sei, die früher an die besten Schützen als „Ergötzlichkeiten“ vergeben worden waren.3

Dieser formulierte Bericht der Stadt Gifhorn am 04. Dezember 1732 brachte somit ans Licht, welche Vergünstigungen und Ehrenpreise die Gewinner des Scheibenschießens tatsächlich erhalten hätten.4 Offenbar sei es nicht nur die Ehre gewesen, die die Männer gelockt habe – vielmehr habe es finanzielle Anreize gegeben, die nun auch die Obrigkeit auf den Plan gerufen hätten…

Wenn es nicht Ruhm und Ehre waren, die der Schützenkönig erhielt – was dann?

Fortsetzung folgt…

Während in Gifhorn um die Wiederzulassung des Scheibenschießens gerungen wurde, prägten große politische und philosophische Entwicklungen Europa. Georg II. von Großbritannien (reg. 1727–1760) festigte seine Herrschaft und stärkte die Rolle des Parlaments im britischen Regierungssystem.5 Gleichzeitig bemühte sich Kaiser Karl VI. (Österreich) um die Pragmatische Sanktion, um die Erbfolge seiner Tochter Maria Theresia zu sichern.6 Derweil begann Voltaire, einer der wichtigsten Denker der Aufklärung, mit seinen scharfsinnigen Schriften das Fundament für gesellschaftliche Veränderungen zu legen.

Quellen:

1 Primärquelle:
Churfürstlich Braunschweig-Lüneburgische Regierung (1741): Erlass Wiederzulassung vom 30. September 1741.

Sekundärquelle (sinngemäße Wiedergabe oder Unterstützung durch Weinhold):
Vgl. Weinhold, Günter (1989): Eintracht und Bürgersinn – Die Geschichte des Gifhorner Schützenwesens, Gifhorn: Selbstdruck, S. 23.

2 vgl. Weinhold, Günter (1989): Eintracht und Bürgersinn – Die Geschichte des Gifhorner Schützenwesens, Gifhorn: Selbstdruck, S. 22.

3 vgl. Weinhold, Günter (1989): Eintracht und Bürgersinn – Die Geschichte des Gifhorner Schützenwesens, Gifhorn: Selbstdruck, S. 23.

4 ebd.

5 vgl. Encyclopaedia B1ritannica, Inc. (2025): George II, King of Great Britain, Britannica. URL: https://www.britannica.com/biography/George-II-king-of-Great-Britain [Februrar 2025].

6 vgl. Mutschlechner, Martin (o.D.) : Karl VI. und die Pragmatische Sanktion. URL: Karl VI. und die Pragmatische Sanktion | Die Welt der Habsburger [Februar 2025]

Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und mein Möglichstes getan, um Quellen und Daten korrekt anzugeben. Plagiate waren und sind definitiv nicht meine Absicht. Alle Informationen wurden aus öffentlich zugänglichen Quellen entnommen und sorgfältig geprüft. Sollte dennoch unbeabsichtigt ein Fehler oder eine Unstimmigkeit vorliegen, bitte ich um Verständnis und entsprechende Mitteilung.

Die Beiträge dieser Reihe werden gesammelt unter dem Schlagwort „Scheibenschießen 1707“ zu finden sein.

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