Am ehemaligen Gasthof Heine: Mittelalterliche Gerberei in Steinhorst entdeckt

Foto Anton Kusmin

Mittelalterliche
Gerberei in Steinhorst entdeckt:
Archäologischer Befund stammt
aus dem 12. oder 13. Jahrhundert!

Bei den Untersuchungen
auf dem Areal des zukünftigen EDEKA-Marktes in Steinhorst machten
die Mitglieder der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Gifhorn eine
bemerkenswerte Entdeckung: Kurz vor dem vorläufigen Abschluss der
Grabungen kamen die Überreste einer mittelalterlichen Gerberei zum
Vorschein. Die Archäologen haben einen rund 1,30 x 1,0 m großen
Holzkasten gefunden, dessen Hölzer aufgrund feuchter Bedingungen
weitgehend erhalten geblieben sind.

Foto Hans-Hartmuth Müller

Foto: Kreis- und
Stadtarchäologie – Der Lohkasten

In der Verfüllung lagen
neben Keramikscherben, Holzstückchen und Eicheln auch Lederreste und
Tierknochen. „Bei der Holzkonstruktion handelt es sich
wahrscheinlich um einen Lohkasten“, verrät Kreis- und
Stadtarchäologe Dr. Ingo Eichfeld. „Solche Kästen wurden
benötigt, um die rohen Tierhäute in haltbares Leder umzuwandeln.“
Bei der im Mittelalter üblichen Loh- oder Rotgerberei wurden die
Häute mit der sogenannten Gerberlohe in Wasser eingelegt. Als
Gerbmittel verwendete man gemahlene Eichenrinden oder Eicheln. Im
Lohkasten lag auch ein aus Wurzelholz gefertigter Schlägel, in
dessen Durchbohrung noch der Rest eines abgebrochenen Griffs steckt.
Eichfeld zufolge dürfte das Werkzeug zum Glätten des Leders genutzt
worden sein.

 

Foto: Kreis- und
Stadtarchäologie

 

Eine von
zahlreichen Keramikscherben

aus der Verfüllung.

Die Loh- oder Rotgerberei
war ein Handwerkszweig, der in der Regel von Spezialisten ausgeübt
wurde. „Die Gerberei war allerdings kein besonders angesehenes
Gewerbe, da es erhebliche Geruchsbelästigungen mit sich brachte und
zu einer extremen Gewässerverschmutzung führte
.

Außerdem konnte man sich
schnell mit gefährlichen Krankheiten infizieren, zum Beispiel mit
Milzbrand“, erklärt Heinz Gabriel, der ehrenamtliche Archäologe
des Landkreises. Tatsächlich verströmen die geborgenen Funde auch
heute noch einen unangenehmen Geruch. Nach mehreren Jahrhunderten im
Boden sind die Krankheitserreger aber nicht mehr vorhanden.

Foto: Hans-Hartmuth Müller

Bericht: Kreis- und
Stadtarchäologie Gifhorn

Den 2. Teil gibt es am Mittwoch

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