Liste der Bürgermeister aus der Gemeinde Steinhorst

Steinhorster Wappen

1895 – 1919    Heinrich Buhr
1919 – 1930    Heinrich Düvel
1930 – 1933    Wilhelm Hasselmann
1933                Heinrich Schmidt
1934 – 1935    Dr. Camillo Löhnert  *
1935 – 1945    Albert Köhne

1945 – 1946    Wilhelm Meyer
1947 – 1953    Heinrich Düvel
1953 – 1956    Friedrich Drögemüller
1956 – 1961    Walter Ense
1961 – 1976    Heinrich Rehbock
1976 – 1986    Ernst Güß
1986 – 1996    Ruth Hanke
1996 – 2016    Wilhelm Hasselmann
2016 – 2021   Klaus-Hinrich Singer
seit 2021 Percy Pfeiff

Stand 16. Januar 2023

Liste erstellt Gisela Labion

Hans-Hartmuth Müller

*

* Dr. Camillo Loehnert: Leitender Veterinär in der SS (1936 – 1944)
Quelle: Lebenslauf aufgeschrieben von Jürgen Eichler & Johann Schäffer



Jürgen Eichler & Johann Schäffer Jürgen Eichler, Lauchstädter Weg 9, D – 12355 Berlin, Univ.-Prof. Dr. Dr. Johann Schäffer,
Tierärztliche Hochschule Hannover, Fachgebiet Geschichte, Museum und Archiv, Bischofsholer Damm 15 (Haus 120), 30173 Hannover, , www.vethis.de
„Dr. Loehnert ist fachlich allen Anforderungen des tierärztlichen Berufes gewachsen und charakterlich ist er in jeder Weise einwandfrei.“1 So lautete die „zivile“ Beurteilung des Reichstierärzteführers Dr. Friedrich Weber, Ministerialdirigent und Leiter der Veterinärabteilung im Reichsministerium des Innern, in einem Schreiben vom Januar 1937 an den Chef des SS-Hauptamtes hinsichtlich der beabsichtigten Einstellung Camillo Loehnerts als Tierarzt in die SS. Camillo Loehnert wurde am 02.08.1886 in Chemnitz als Sohn des Kaufmannes Friedrich Loehnert geboren. Nachdem er vier Semester Altphilologie und Medizin in Jena studiert hatte, erfolgte sein Wechsel zur
Veterinärmedizin.

Er war Mitglied einer schlagenden Verbindung. In Hannover 1914 approbiert, wurde er 1924 ebendort promoviert.
1939 wurde er zum Oberveterinärrat ernannt. Schon frühzeitig unterstützte Loehnert die NSDAP, in die er im Dezember 1922 eintrat.
In seinem Wohnort Steinhorst, im Kreis Gifhorn, in der preußischen Provinz Hannover, gründete er eine Ortsgruppe, deren Leitung er bis Ende 1926 innehatte. Im Dezember 1931 erfolgte sein Wiedereintritt in die Partei und wenige Tage später in die SA. Zwischenzeitlich war er wiederum Ortsgruppenleiter in Steinhorst und von Juli 1933 bis Oktober 1934 Gemeindeschulze.


Leitender Veterinär in der SS Camillo Loehnert wurde zum 01.07.1937 offiziell mit der Dienststellung des Leitenden Veterinärs der Veterinärabteilung im SS-Hauptamt betraut, nachdem er in der Hauptabteilung Inspektion / Reitwesen (I/R) eine dreimonatige Probezeit absolvierte, in der die veterinären Angelegenheiten der gesamten SS bearbeitete. In dieser Funktion blieb er, abgesehen von einer zehnmonatigen Unterbrechung, bis zum August 1943. In einer Beurteilung zur Beförderung zum SS-Obersturmbannführer im März 1942
1 BArch NS 34/77. 29 wurde vermerkt, dass Loehnert sich in seiner Dienststellung voll bewährt und „sich besondere Verdienste bei der Einrichtung und des Ausbaues des Veterinärwesens in der Waffen-SS erworben“ habe.2 Als Loehnert Leitender Veterinär wurde, existierten in der Allgemeinen-SS etwa 130 Reiterstürme, zusammengefasst in 24 Reiterstandarten sowie acht Reiterabschnitte, zudem die Reitschule in Hamburg, vormals in Forst in der Lausitz, und die in München-Riem im Aufbau befindliche SS-Hauptreitschule. Die zu jener Zeit in der SS-Verfügungstruppe, dem Vorläufer der Waffen-SS, vorhandenen Einheiten waren anfänglich beritten und bespannt und hatten einen den Heereseinheiten vergleichbaren Pferdebestand und Truppenveterinärbedarf. Der Etat für 1936 sah für die genannten SS-Einheiten eine Gesamtzahl von 860 Pferden und 36 Hunden vor. In den SS-Junkerschulen in Braunschweig bzw. Bad Tölz wurde bis 1939 ein Pferdebestand von jeweils 180 Tieren anvisiert.
Loehnert war bis zum 30.09.1939 hauptamtlicher Leitender Veterinär im SS-Hauptamt. Im Juni wurde ihm vom SS-Personalhauptamt mit der Begründung gekündigt, dass durch die Motorisierung der SS-Verfügungstruppe die Dienststellung als Leiter der Abteilung Veterinärwesen in Fortfall kommen werde.

Er verblieb jedoch in der SS, auch weiterhin fachspezifisch tätig, und wurde zum Rasse und Siedlungshauptamt kommandiert. Er übernahm die veterinärwissenschaftliche Abteilung der Gesellschaft für Seuchenbekämpfung. Im August 1940 wurde die Veterinärabteilung in das neu geschaffene SS-Führungshauptamt integriert. Die Auswirkungen und die gesammelten Erfahrungen in den Feldzügen gegen Polen und Frankreich verdeutlichten der SS-Führung, dass der enorme Bedarf an motorisierten Fahrzeugen nicht zu decken war, so dass „Kamerad Pferd“ weiterhin ein integraler Bestandteil für die Mobilität bleiben musste und folglich die Dienststelle eines leitenden Veterinärs weiterhin benötigt wurde. Zugleich erfolgte die Aufstellung berittener SS-Verbände (zwei SS-Totenkopf-Reiterstandarten) für Polen, um „polizeiliche“ Sicherungsaufgaben (u. a. Exekutionen von politischen Gegnern und Juden) wahrzunehmen. Offenbar war im Zuge dieser Neugliederung ein erfahrener Veterinär von Nöten, so dass Camillo Loehnert ab dem 18. August 1940 im Range eines SS-Hauptsturmführers in die WaffenSS übernommen und wiederum zum Leiter der Abteilung IVc, diesmal im Kommando der Waffen-SS, ernannt wurde.
Loehnert zeichnete sich aber nicht nur verantwortlich für die Aufstellung und Beaufsichtigung veterinärer Dienststellen. Neben der Beurteilung der Veterinärführer erarbeite er zudem Richtlinien für die Beförderung und Ausbildung von Veterinärmedizinstudenten, die in der Waffen-SS dienten, für Reserve-Führer-Anwärter im SS-Veterinärdienst sowie des Hufbeschlagpersonals. Ziel war die Schaffung eines SS-Veterinärführer-Korps.
Zugleich wurden Lehrgänge für Veterinärgehilfen ins Leben gerufen, um dem eklatanten Mangel an Truppen-Veterinären zu begegnen.
Des Weiteren wurden Trichinen- und Fleischbeschaulehrgänge am Schlachthof München abgehalten. Zu diesem Zweck wurde im Amt I im SS-Hauptamt Haushalt und Bauten im August 1941 eine Veterinärdienststelle für die veterinäre Lebensmittelkontrolle eingerichtet, welche Loehnert unmittelbar unterstand.

Das Amt Haushalt und Bauten ging im Januar 1942 in dem neu geschaffenen SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (SS-WVHA) auf. Im SS-WVHA wurden im Amt W V (Land-, Forst und Fischwirtschaft) u. a. die landwirtschaftlichen Betriebe der Konzentrationslager, die beispielsweise in Auschwitz-Birkenau enorme Ausmaße erreichten und in dem ein Standortveterinär vorhanden war, verwaltet. Zudem wurde in der für die Konzentrationslager zuständigen Amtsgruppe D im WVHA eine Abteilung für Lagerschutz- und Wachhunde (D I/6) geschaffen.
Nachdem Loehnert im April 1943 zum SS-Standartenführer befördert worden war, wurde er im Herbst als Korps-Veterinär zum Generalkommando des VI. SS-Freiwilligen-Armeekorps versetzt. Die Stellung eines Korps-Veterinärs war die ranghöchste, die ein SS-Truppenveterinär erreichen konnte. Loehnerts letzte Dienststellung in der SS war ab Februar 1944 die eines leitenden Veterinärs beim Befehlshaber der Waffen-SS Böhmen-Mähren in Prag unter gleichzeitiger Führung der Dienstgeschäfte eines Standortveterinärs auf dem Truppen-Übungs-Platz „Böhmen“. 1945 soll Loehnert bei „einem Ausbruchversuch in Prag gefallen“ sein.
4 Organisation des Veterinärwesens in der SS Die Veterinärabteilung war ein Bestandteil der Haupt-Abteilung Inspekteur / Reitwesen des SS-Hauptamtes. Die Dienststelle eines Abteilungsleiters der Veterinärabteilung in der SS wurde ab Mitte 1936 ins Auge gefaßt und mit der Einstellung Loehnerts 1937 realisiert.

2 BArch SSO Loehnert, Camillo Dr. (2.8.1886), 96. 3 BArch SSO Loehnert, Camillo Dr. (2.8.1888), 132. 4

Bund Deutscher Veterinäroffiziere e. V. (Hrsg. 1959):
Verluste der Deutschen Tierärzteschaft im 2. Weltkrieg 1939-1945. Bearbeitet von Dr. Erwin Royeck, Neudruck 1969, Darmstadt, 54. Dort hieß es jedoch fälschlich, Loehnert sei als „Oberstveterinär der Waffen-SS beim Höheren SS- und Polizeiführer in Prag“ gefallen. In der SS wurden nicht nur Pferde gehalten, sondern auch Hunde und Tauben. Hunde wurden als Meldehunde und im Sanitäts- und
Wachdienst eingesetzt. 1939 beispielsweise wurden für die Bewachung der Konzentrationslager zuständigen Totenkopf-Standarten, insgesamt 90 Meldehunde und 700 Brieftauben etatisiert. Nach der Aufstellung der Lehr- und Versuchsabteilung für das Diensthundewesen der Waffen-SS stieg der Bedarf an Diensthunden beträchtlich. In regelmäßigen Intervallen wurden Lehrgänge für Veterinärgehilfen, die gleichzeitig auch Diensthundeführer waren, für die Hundestaffeln bzw. Kompanien der Konzentrationslager in Oranienburg abgehalten5 . Tauben dienten der Nachrichtenübermittlung.
In den besetzten Ostgebieten wurde ein flächendeckendes Brieftaubennetz angestrebt, das aus festen und mobilen Taubenstationen bestehen sollte.
Im August 1940 wurde die Veterinärabteilung aus dem SS-Hauptamt ausgegliedert und ins Kommando bzw. Kommandoamt der Waffen-SS im neugeschaffenen SS-Führungshauptamt (SS-FHA) integriert. Die Bezeichnung lautete SS-FHA, Kommandoamt der Waffen-SS, Veterinär-Abteilung oder Abtl. IVc. Der Dienstsitz befand sich in der Kaiserallee 188 in Berlin-Wilmersdorf. Um die Arbeit der unzähligen Dienststellen zu bündeln, deren Effizienz zu steigern und um Ressourcen einzusparen, befahl Himmler 1943/1944, soweit bis dato noch nicht geschehen, die gesamte Pferdebewirtschaftung aller SS-Hauptämter, inklusive des Hauptamtes Ordnungspolizei, und SS-Oberabschnitte der Allgemeinen-SS, im Amt Reit- und Fahrwesen zu zentralisieren. Des Weiteren liefen Verhandlungen zwischen dem Chef des SS-Führungshauptamtes, Hans Jüttner, und dem Chef des Hauptamtes Ordnungspolizei, Alfred Wünnenberg, die Veterinärdienste von SS und Ordnungspolizei in einer Veterinär-Inspektion im SS-Führungshauptamt zu vereinen. Das Ergebnis
war, dass Himmler anordnete, beide Veterinärdienste vom Inspekteur des Veterinärwesens der Ordnungspolizei zu übernehmen. Daraus resultierend war die Stelle eines Generalveterinärs der Polizei vorgesehen.

Fazit: Ob Camillo Loehnert ein Kriegsverbrecher war oder nicht, kann letztlich nur juristisch geklärt werden. Sein – hier nur kurz gefasster – Lebenslauf veranschaulicht jedoch deutlich, dass er im Dritten Reich und während des Krieges kein einfacher „Viehdoktor“ gewesen ist. Er stellte sich frühzeitig in
den Dienst der Partei und der SA und identifizierte sich mit deren Intentionen. Durch sein Tun in der SS versuchte er, die Kriegsziele der Eroberung fremder Länder und deren Germanisierung sowie die Vernichtung ganzer Volksgruppen zu verwirklichen. Durch seine Dienststellung hatte Camillo Loehnert
einen tiefgründigen Einblick in weite Teile des SS-Apparates und Kriegsgeschehens, so dass er, wenn er sich vor einem Gericht hätte verantworten müssen, sich nicht mit der Begründung hätte herausreden können, er habe von „nichts gewusst“. Obwohl anzunehmen ist, dass Loehnert als Leitender Veterinär selbst keine Menschen umgebracht bzw. deren Tötung veranlasst hat, so bleibt doch im Wissen um seine Tätigkeit die Frage nach der Schwere der Schuld, die er durch sein Handeln auf sich geladen hat. Abb. 1: Camillo Loehnert als SA-Sturmführer, 1934, (BArch R 9361-III-540901). Abb. 2: Dienstsiegel und
Unterschrift Loehnerts als Leitender Veterinär, 1943, (BArch SSO Leibrandt, Heinrich Dr.). 5 BArch SSO Granderath, Franz Dr. (19.2.1895).

Quelle:19. Jahrestagung / 19th Annual Conference Veterinärmedizin und Nationalsozialismus in Europa: Stand und Perspektiven der Forschung Veterinary Medicine
and National Socialism in Europe: Status and Perspectives of Research Freie Themen / Free topics 10 – 11 November 2017 Estrel Convention Center
Berlin Raum Paris Wissenschaftliche Leitung & Herausgeber / Scientific Supervision & Editor Johann Schäffer

6 Kommentare

  1. Bei Bürgermeister Ense ist der Vorname „Werner“ falsch; Werner war der Sohn. Der richtige Vorname ist Walter – also Walter Ense.

    1. Ich hatte darauf geantwortet und habe es später wieder gelöscht, weil ich mich selbst informieren wollte. Bisher habe ich nichts gefunden, dass Heinrich Thölke mal Bürgermeister gewesen sein soll. Wann sollte das etwa gewesen sein?

  2. Nicht Heinrich Thölke selbst, sondern sein Vater soll auch Bürgermeister gewesen sein. Die Zeit kann ich leider nicht wirklich benennen.

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